Intervalltraining ist für viele von uns ein effizientes Mittel, um Ausdauer und Leistung schnell zu verbessern. Doch damit ein Intervall tatsächlich effizient ist, braucht man verlässliche Pulsdaten — besonders in den intensiven Phasen. In den letzten Monaten habe ich mehrere Fitness‑Tracker in Intervall‑Szenarien getestet: HIIT, Tabata, Bergsprints und wechselnde Belastungen auf dem Rad. In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen und vergleiche, welche Tracker unter realistischen Bedingungen brauchbare Pulswerte liefern und worauf du bei der Auswahl achten solltest.
Warum genauere Pulsmessung bei Intervallen wichtig ist
Bei Intervalltraining wechseln sich kurze, sehr intensive Belastungen mit Erholungsphasen ab. Ungenaue Pulswerte führen zu falschen Trainingsentscheidungen: Du läufst unter Zielzone, überschreitest sie unbeabsichtigt oder du verpasst die nötige Erholung. Für Sportler mit Leistungszielen ist das Ergebnis klare Fehltrainings. Ausserdem beeinflussen genaue Pulswerte auch die Erholungsanalyse und die Berechnung von VO2max oder Trainingsbelastung (Training Load).
Optische Sensoren vs. Brustgurt — meine Erfahrung
Viele moderne Armband‑Tracker verwenden optische Sensoren (PPG), während Brustgurte die klassische Elektroden‑Messung (ECG/HRM) bieten. In kurzen Intervallen reagieren optische Sensoren oft träger und sind anfälliger für Bewegungsartefakte — besonders bei starkem Armschwingen, schnellen Richtungswechseln oder kalten Händen. Brustgurte bleiben in solchen Situationen deutlich zuverlässiger.
Auf der anderen Seite sind optische Tracker bequemer für den Alltag und bieten zusätzliche Metriken (SpO2, Schlaf, Stress). In meinen Tests habe ich deshalb immer einen Brustgurt als Referenz verwendet, um Abweichungen der Armbänder zu messen.
Getestete Modelle (Kurzüberblick)
Ich habe mehrere aktuelle Modelle über mehrere Wochen im Intervalltraining verglichen. Hier die wichtigsten Kandidaten:
- Garmin Forerunner 265
- Polar Vantage M3
- Apple Watch Series 9
- Samsung Galaxy Watch 6
- Whoop Strap 4.0
- Oura Ring Gen3 (als Alternative am Finger)
Messung: Testprotokoll
Mein Standardprotokoll bestand aus:
- Aufwärmen 10 Minuten (lockeres Laufen)
- 8× 30/30 Sekunden HIIT (30s Vollgas, 30s locker)
- 4× 60/60 Sekunden Sprints (60s hart, 60s aktiv Erholung)
- Cooldown 10 Minuten
Alle Sessions wurden gleichzeitig mit Brustgurt (Polar H10 als Referenz) und jeweils einem Armband/Smartwatch aufgezeichnet. Messungen erfolgten bei unterschiedlichen Temperaturen und auf Laufbahn sowie auf dem Rad.
Ergebnisse: Wie zuverlässig waren die Pulswerte?
Die Tabelle fasst die durchschnittliche Abweichung (gegen Brustgurt) in kritischen Intervallphasen zusammen sowie typische Probleme.
| Modell | Durchschnittliche Abweichung (bpm) | Stärken | Schwächen |
|---|---|---|---|
| Garmin Forerunner 265 | ≈ 4–6 | Gute Algorithmen, wenig Ausreißer, starke Trainingstools | Kurze Verzögerung bei sehr schnellen Anstiegen |
| Polar Vantage M3 | ≈ 3–5 | Sehr konsistente Messung bei Intervallen, präzise HRV | Design kann stören bei starkem Armschwingen |
| Apple Watch Series 9 | ≈ 5–8 | Sehr gute Alltagsdaten, starke App‑Integration | Artefakte bei sprinten/kräftigem Arm; Latenz |
| Samsung Galaxy Watch 6 | ≈ 5–9 | Komfortabel, gut für Fitness‑Tracking | Stärkere Abweichungen bei Intervallen |
| Whoop Strap 4.0 | ≈ 3–6 | Kontinuierliche Messung, gute Recovery‑Metriken | Kein Display, weniger praktisch für Live‑Kontrolle |
| Oura Ring Gen3 | ≈ 6–10 | Bequem am Finger, gut im Schlaftracking | Nicht ideal für schnelle HR‑Änderungen beim Sport |
Worauf du beim Kauf achten solltest
Aus meinen Tests und Gesprächen mit Sportlern ergeben sich klare Prioritäten:
- Messprinzip: Wenn du hauptsächlich Intervalltraining machst, ist ein Brustgurt die verlässlichste Wahl. Viele Uhren unterstützen Bluetooth/ANT+ Brustgurte.
- Passform: Das Armband sollte eng sitzen ohne zu drücken. Lockere Sensoren erzeugen Artefakte.
- Algorithmus und Sensorqualität: Marken wie Polar und Garmin investieren stark in Sportalgorithmen — das spürt man bei Intervallen.
- Latenz: Manche optischen Sensoren brauchen Zeit, um einen schnellen Pulsanstieg zu registrieren. Für kurze Sprints kann das problematisch sein.
- Zusätzliche Funktionen: Wenn du Recovery, HRV oder Schlaftracking willst, sind Whoop oder Oura interessant — aber für reine Intervall‑HR ist Brustgurt + Sportuhr top.
Tipps, um die Genauigkeit deiner Armbanduhr zu verbessern
Die Messqualität lässt sich oft mit einfachen Tricks verbessern:
- Zieh die Uhr etwas höher auf dem Handgelenk — über Knochen und nicht direkt auf der Beugeseite.
- Sorge für festen Sitz, aber nicht zu eng; die Haut sollte nicht komplett abgeschnürt sein.
- Wärm deine Hände auf; kalte Hände können die Durchblutung und damit das Signal verschlechtern.
- Falls möglich, nutze die Option, einen Brustgurt zu koppeln — besonders bei Intervall‑ oder Sprint‑Sessions.
- Aktualisiere Firmware regelmäßig — Hersteller verbessern Sensor‑Algorithmen laufend.
Persönliches Fazit aus der Praxis
Für mich sind zwei Szenarien relevant: Alltag + gelegentliches Intervalltraining vs. gezieltes Intervalltraining mit Leistungszielen. Wenn du häufig kurze, sehr intensive Intervalle machst (z. B. 30/30, Tabata), rate ich zu einem Brustgurt als Hauptquelle für Pulsdaten. Kombiniert mit einer guten Sportuhr (Polar oder Garmin) hast du dann Live‑Werte und eine präzise Aufzeichnung.
Für Nutzer, die Komfort und Alltagsgebrauch schätzen und nur gelegentlich intervalisieren, liefern neuere optische Sensoren (Polar Vantage M3, Garmin Forerunner 265) akzeptable Werte — mit der Einschränkung, dass bei sehr kurzen Sprints Abweichungen auftreten können. Apple Watch und Samsung sind solide Allrounder, aber ich habe bei schnellen Belastungswechseln häufiger Verzögerungen gesehen.
Whoop überzeugt durch sein Recovery‑Konzept und stabile Langzeitdaten, ist aber kein Ersatz, wenn du während der Intervalle live präzise BPM brauchst. Der Oura Ring ist toll für Schlaf und Gesundheit, weniger für intensives Intervalltraining.
Wenn du möchtest, kann ich dir helfen, das richtige Setup anhand deiner Trainingshäufigkeit, Sportart und Budget zu finden — inklusive konkreter Empfehlungen für Brustgurte und Uhren, die ich im Labor oder Feld getestet habe.